Waldhauptstadt 2020/21

Die Stadt Warstein leistet mit ihrem zertifizierten, naturnahen Wald einen überdurchschnittlich hohen Beitrag zum Natur- und Klimaschutz.

Im Rahmen eines Wettbewerbs konnten sich Kommunen, die sich für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung engagieren sowie auf langjährige Bewirtschaftung ihrer Wälder nach den PEFC-Standards zurückblicken können, als PEFC-Waldhauptstadt bewerben. Die Jury aus Mitgliedern von PEFC Deutschland e.V. wählte die Stadt Warstein auf Platz 1. Überzeugt hat die Jury die kontinuierliche Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit, mit der die Herausforderungen des Klimawandels für die Wälder der Region der Bevölkerung nahegebracht werden. Zudem legt die Stadt Warstein großen Wert auf die Nutzung PEFC-zertifizierter Produkte und fordert in ihren Ausschreibungen den Einsatz von Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Die Stadt Warstein ist mit fast 5.000 Hektar Wald der zweitgrößte Forstbesitzer NRWs.

PEFC ist die größte Institution zur Sicherstellung nachhaltiger Waldbewirtschaftung durch ein unabhängiges Zertifizierungssystem. Holz und Holzprodukte mit dem PEFC-Siegel stammen nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft.

Wie nachhaltige Waldbewirtschaftung zum Natur- und Klimaschutz beiträgt

Naturnahe Waldbewirtschaftung wird in der Stadt Warstein seit fast 30 Jahren betrieben. Dazu gehört beispielsweise die naturnahe Bewirtschaftung vorhandener Laubwälder, die Erhöhung des Laubholzanteils und ein Schutzprogramm für "Buchenaltholzinseln". Zudem wurde ein großes Wiederaufforstungsprogramm mit Laub- und Nadelhölzern realisiert. Für ein gesundes Waldklima setzt die Stadt Warstein in großem Umfang auf Naturverjüngungen und strebt eine gute altersmäßige Durchmischung der Bäume an. Dazu hat sie konsequent alte Fichtenwälder mit jungen Buchen angereichert, um bei Sturm- oder Borkenkäferschäden eine schnelle Verjüngung zu ermöglichen.

Die Forst-Mitarbeiter vermeiden bei der Holzernte zudem Kahlschläge und ernten in der Regel Einzelstämme. In die entstehenden Lücken bringen sie Mischbaumarten wie beispielsweise Buchen ein.

Dies zeigt positive Effekte: 2015 bestand der Wald der Stadt Warstein nur noch aus 51 Prozent Fichte, während Buche und Eiche bereits signifikante Anteile haben.

In Zeiten des Klimawandels gilt es, die Genressourcen eines Waldes über die natürlichen Vorkommen hinaus mit Bäumen zu erweitern, die längere Phasen von Hitze und Trockenheit überstehen können, wie die Weißtanne, die im Sauerland natürlicherweise nicht vorkommt, stärker mit einplant.

FICHTENSTERBEN DURCH TROCKENHEIT UND BORKENKÄFERBEFALL

Borkenkäfer: Chance für den Neuaufbau

In den Sommern 2018 und 2019 mit langen Phasen von Hitze und Trockenheit konnten Borkenkäfer bis zu vier Generationen entwickeln, während die Fichten kein Harz produzieren und sich nicht gegen die Borkenkäfer erwehren konnten. Innerhalb weniger Wochen sind große Fichtenbestände teils komplett abgestorben, in einem Ausmaß, das wir bisher nicht für möglich gehalten hatten! Der Anblick von riesigen abgeholzten Schneisen in unserem Wald ist für viele von uns schockierend.

Trotzdem versuchen wir zuversichtlich zu bleiben: Auch bei den großen Stürmen der letzten Zeit, allen voran Kyrill, haben wir zunächst nur die Katastrophe gesehen. Heute wissen wir, dass dies auch immer eine Chance für den Neuaufbau des Waldes ist. Unsere Kyrillflächen sind heute sehr schön bewachsen mit naturnahem Mischwald, der eine höhere Biodiversität besitzt und bessere Resilienz gegen Stürme und Schädlinge aufweist.

Wald schützt Wasser

Wald ist generell ein guter Schutz gegen Starkregen, der uns aufgrund des Klimawandels immer häufiger droht: Im Wald sammelt sich das Wasser in der Baumkrone, tröpfelt abgefedert auf den Boden und hat hier mehr Zeit zum Versickern. Sowohl die Bäume als auch die Bodenvegetation wie Farne, Moose und weitere Pflanzen nehmen Wasser auf, speichern es und wirken dadurch klimaschützend, weil kühlend. Zudem schaffen sie durch ihr Wurzelwerk kleine kapillare Räume, in denen das Wasser versickern kann. 

Biodiversität stabilisiert das Waldsystem

Um den Nährstoffkreislauf in Gang zu halten, belässt die Stadt Warstein bestimmte Mengen an Holz im Wald (Biotopbäume), um damit Humus zu produzieren, der für Pilze und Insekten eine Nahrungsgrundlage bildet und schließlich Bäumen und anderen Pflanzen wieder als Nährstoff dient. 

Annähernd 32.000 Kubikmeter (Stand 2015) liegendes und stehendes Biotopholz im Wert von fast 800.000 Euro wird damit zum wertvollen Lebensraum für Tiere, Insekten, Pilze und Pflanzen.

Der Wald als CO2 Senke

Durch die nachhaltige Forstwirtschaft, die Verwendung von Holz in langlebigen Produkten beispielsweise in der Bauwirtschaft und die kontinuierliche Substitution von entnommenen Bäumen neutralisieren wir rund ein Drittel des Kohlendioxids, das die hier lebenden Menschen produzieren. Allein der Stadtwald speichert 46.000 Tonnen CO2 jährlich. Dies ist ein großer Beitrag zum Klimaschutz!

Wald der Bürgerinnen und Bürger

Einheimische und Touristen finden in der Stadt Warstein gut 400 Kilometer markierte Wanderwege und mit der Sauerland Waldroute einen beliebten Fernwanderweg inmitten der Natur.
Außerdem gibt es mehr als 80 Kilometer Radwege, die zu einem großen Teil auch durch den Wald führen, wie beispielsweise der Radwanderweg "Warstein Highlights" der nahezu alle Ortsteile der Stadt Warstein verbindet und über weite Strecken durch Waldgebiete führt.

Fruchtbare Zusammenarbeit mit PEFC

Seit 2002 ist der Forstbetrieb der Stadt Warstein als nachhaltig in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht PEFC-zertifiziert. PEFC ist uns immer wieder ein sehr wichtiger Partner, der uns im Rahmen der Audits richtungweisende Hinweise gibt, an welchen Stellen wir noch besser werden können.
Weiterhin tragen unsere Produkte das Label „aus nachhaltiger Forstwirtschaft“, was dann offensiv über die Produktkettenzertifizierung bis zum Endverbraucher kommuniziert wird. Endverbraucher können zudem sicher sein, dass bei unseren Produkten die Arbeitsschutzbestimmungen eingehalten wurden.

Wie PEFC-Zertifizierte Produkte im Stadtgebiet genutzt werden

Die Nutzung von Holz aus dem eigenen Wald ist im Stadtgebiet seit jeher üblich: Sei es zur Gewinnung von Holzkohle bzw. Verbrennung im Ofen oder zum Bau von Häusern im Fachwerkstil, von denen es im Gebiet der Stadt Warstein mehrere hundert gibt. Bei der Stadt Warstein gibt es aktuell deutliche Bestrebungen, den Baustoff Holz verstärkt bei öffentlichen Bauvorhaben zu nutzen. So wird in Kürze ein neues Feuerwehrhaus im Ortsteil Warstein mit einem sehr hohen Holzanteil errichtet. 

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